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Was wir so oft suchen, die Einheit von Werk und Leben, die Übereinstimmung von Wort und Tat - in diesen Erinnerungen aus neun Jahrzehnten ist sie vorhanden. Von Kindheit und Elternhaus her über die Jugendjahre zur Gründung einer eigenen Familie, bis auf die Höhen und Tiefen reiferen Alters reihen sich die Ereignisse und beginnen zu leuchten, weil eine Frau von verblüffender innerer Freiheit für sie als Zeuge steht. Es fehlt nicht an Armut und Bedrängnis wie an Reichtum des Erreichten, nicht am Dank im Kleinen und an Bescheidenheit im Großen. In schwieriger Lage ist der feine Humor lebendig, da stehen Mann und Frau in Spannung, aber jeder trägt mit des andern Last. Gefährliche Schicksale branden an, Leben im Ausland durch Beruf und Krieg, Leben auf dem Land und in der Großstadt. Die Kinder bringen unwahrscheinlich Probleme. Von der Freiheit ihres Herzens her sieht Anna Haag eine öffentliche Aufgabe ihrem Volk gegenüber. Auch unter den Mitmenschen kann sie nicht anders als für freies Urteil, für Handeln aus freiem Entschluß, für Mut zu kritischem Wort und für das Verstehen des Andersseins wirken. Diese Frau war mit ihrer Familie ein granitener Fels gegen die Nazibrandung. Später erlebte sie dafür Ausgleiche und Erfolge in Partei, Parlament und Staat. Drei Reisen in die USA weiteten ihren Blick. Aber auch im Zeichen des Ruhms blieb sie ihrem schlichten Menschsein treu, und das Schicksal meinte es mit ihren Prüfungen ernst, da sie den Ehemann in den besten Jahren verlor. Am Abend vor seinem Tod gestand er ihr zum Abschied: "Ich danke für alles - weißt, Annerle, für das wunderschöne Leben." Es will schon was heißen, wenn Anna Haag sich nach so wechselhaften Schicksalen in neun Jahrzehnten zu dem Titel "Das Glück zu leben" bekennt. Menschen aus ihrer Generation erleben diese Zeit noch einmal, jüngeren Menschen erschließt ihr Bericht Einblick in Epochen und Lebenseinstellungen, die ihnen beinahe phantastisch erscheinen mögen, deren Echtheit und Kraft sie sich aber nicht entziehen können. Das Buch entfaltet sich wie ein tiefes Geheimnis des Menschseins und wird zu einem Magneten, der den Leser erst in Ruhe läßt, wenn er es zu Ende gelesen hat.