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Mit der "Rättin" veröffentlicht Günter Grass einen vehementen Erzählwettstreit. Da ist der Erzähler, da sind Geschichten, die alle gleichzeitig aus ihren Anfängen drängen. Auf einem ausgedienten Ostsee-Ewer finden sich fünf Frauen zu einer Mannschaft; sie sollen mit dem Quallenbestand den Zustand der Ostsee erforschen. ein sprechender Plattfisch taucht auf, er scheint das eigentliche Ziel der Reise zu kennen. Vom Maler Malskat wird berichtet, der in den fünfziger Jahren die Marienkirche in Lübeck gotisch bemalt; und ein kaschubisches Fest wird vorbereitet, Anna Koljaiczek will, im Kreis der weitverzweigten Sippschaft, ihren einhundertsiebten Geburtstag feiern. Auch ihr Enkel Oskar Matzerath reist schließlich nach Polen. Er macht auch sonst, als Chef eines Medienkonzerns wiederaufgetaucht, von sich reden, verlangt vom Erzähler marktgerechte Drehbücher. "Wir produzieren Zukunft" ist seine Devise. Aber da ist die Rättin, sie hält schon lange nicht mehr still, auch sie mischt sich in die Geschichten, in Hoffnungen und Träume: "In Zukunft nur Ratten noch." Und sie erzählt Rattengeschichten, weitausholend und im Rückblick: ein Bericht aus den Zeiten, in denen die Ratten alles anders machen wollten, als endlich die Menschen fort waren. Ungezählte Geschichten weiß die Rättin, als ungeliebte Begleiterin der Menschen von Anfang an sahen die Ratten jedes Ende kommen. Da die Rättin, da der Erzähler: ein erbitterter Disput zwischen beiden hebt an. Der eine erzählt, als könne er mit Geschichten Zukunft herbeireden; die Rättin scheint das alles zu kennen: "Die unverdrossene Mär vom Fortgang eurer Geschichte. Doch eure Geschichte ist aus." So bekommen alle Geschichten, an deren sich verwirrenden Fäden der Erzähler hängt, ein katastrophales Gefälle. Nur für Augenblicke horcht die Rättin auf, gibt nach, wenn sie von der schöngelockten Damroka hört, von den Freuden und Leiden der Liebe; sie wird nachdenklich, wenn sie spürt, wie der Erzähler Abschied nimmt...