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Es ist eine besonders deprimierende Tatsache, daß gerade Mediziner, dazu berufen, zu helfen, zu heilen und Leben zu retten, in großer Zahl dafür gewonnen werden konnten, das grausame Vernichtungsgeschäft der Nationalsozialisten mitzumachen oder gar voranzutreiben. Angefangen bei der biologisch-medizinischen Argumentationshilfe für die Rassenideologie über die immer schneller vorangetriebene "Euthanasie"-Projekte bis hin zu den sadistischen Experimenten und der perfekt laufenden Tötungsmaschinerie in den Konzentrationslagern finden wir Ärzte, die das Gegenteil dessen tun, was sie einst mit dem Hippokratischen Eid schworen. Lifton legt mit seinem Buch eine Gesamtdarstellung der Medizin im Dritten Reich vor, der Täter, Mitläufer und der wenigen, die Widerstand leisteten. Doch es ging ihm um mehr, als nur die historischen Fakten auszubreiten. Lifton wollte verstehen, wie das alles möglich war. Und so hat er Hunderte von Interviews geführt, mit Tätern und mit davongekommenen Opfern, und Tausende von Prozeßprotokollen durchgesehen. Diese Baustein fügten sich nach und nach zu einem Bild, das Lifton als Psychologe immer weiter analysierte, um im dritten Teil seines Buches dann ein psychologisches Modell zu entwickeln, mit dem das Unbegreifliche erklärt werden kann. Kein an die bloße Sensationslust appelierendes Buch also, auch keine Anklageschrift, obwohl die Anklage implizit enthalten ist, sondern eine psychologische Studie, erarbeitet im Dialog mit Tätern und Opfern.