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Richard von Weizsäcker war als Bundespräsident ein Glücksfall für Deutschland. Damit ist nicht nur der Respekt gemeint, den er bei der politischen und intellektuellen Elite des Landes besaß, von der Popularität in der Bevölkerung ganz abgesehen. Er genoß Reputation und sogar Sympathie, in den europäischen Königshäusern ebenso wie im Kreml, wo sein Besuch half, das anfänglich gestörte Verhältnis zwischen Moskau und Bonn - also zwischen Gorbatschow und Kohl - wiederherzustellen. In der Reihe der nun sieben Präsidenten seit Wiedergründung eines deutschen Staates nimmt Weizsäcker deshalb eine Sonderrolle ein. Sein nun vorliegendes, sehr persönliches Memoirenbuch ist in die Geschichte seiner Familie eingebettet. Von seinem Großvater, dem württembergischen Ministerpräsidenten der Kaiserzeit, über seinen Vater, den Staatssekretär des Äußeren während des Dritten Reiches, der den Verschwörern des 20. Juli nahestand und doch im Apparat blieb, bis zu seinem Onkel, dem Mitbegründer der Psychosomatik, ist die Geschichte der Weizsäckers mit der Geschichte Deutschlands in diesem Jahrhundert verwoben. An den Weizsäckers ist exemplarisch der Weg vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und das Dritte Reich bis tief in die Demokratie der Nachkriegszeit ablesbar. Insofern weisen diese "Erinnerungen" über die Person ihres Autors hinaus.