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Liebe und Verrat durchziehen, wie das Gesamtwerk von Maimu Berg, auch diesen Roman: Das estnische Mädchen, das einen fast dreißig Jahre älteren russischen Arzt liebt, verrät letztendlich seine große Liebe. Dennoch ist Maimu Bergs Roman ein glühendes Plädoyer für gegenseitiges Verständnis und Toleranz. Die Autorin, selbst Vertreterin eines "kleinen Volkes", verfällt nie ins Wehklagen einer Unverstandenen, sondern weist auf Selbstbewußtsein hin, sowohl des Individuums als auch eines ganzen Volkes. Anhand einiger scheinbar nebensächlicher Episoden aus der Weltpolitik zeigt sie, daß es selbst in diesem machtgefüllten Rahmen mitunter um nichts anderes geht, als um den Wunsch nach Liebe, Achtung und Anerkennung. Zum einen ausgehend vom Individuum (zuerst das kleine Mädchen, später die Stipendantin in Wiepersdorf), zum anderen von einem ganzen Volk. Der Roman hat nämlich einen höchst aktuellen politischen Hintergrund - wie ist der Status des bislang weitgehend "vergessenen" Volkes im veränderten Europa nach dem Zusammenbruch des Sozialismus.